Chronik

Der TSV Ödenwaldstetten 1924 e.V. besteht seit über 90 Jahren. Angefangen hat alles im Sommer 1924:

Zur Gründung des Turnvereines fand am 25. Juli 1924 eine Besprechung im Backhaus statt und am 1. August 1924 fand im Gasthaus zum Stern die Gründungsversammlung des Turnverein Ödenwaldstetten statt. Es waren 42 Interessierte anwesend. Georg Knoll lies sich als 1. Vorsitzender, Eugen Schnitzer als Turnwart und Ernst Geckeler als Kassier wählen. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 30 Pfennig je Monat festgesetzt. Wegen diesem hohen Beitrag ging die Zahl der Mitglieder innerhalb kürzester Zeit um die Hälfte zurück.

Nach längeren Verhandlungen mit dem Kirchenbesoldungsamt Stuttgart, wo der 1. Vorsitzende Georg Knoll persönlich vorsprach, wurde dem Verein ein Platz mit rund 300 Quadratmeter hinter der Pfarrscheuer zum Turnen zur Verfügung gestellt. Der Pachtzins betrug 12 Mark im Jahr. Es wurden dann im folgenden Jahr 1925 eine Reckstange und ein Barren gekauft. Das Holz für die Einzäunung des Turnplatzes und die Eiche für die Reckbalken wurden, Zitat „vom Gemeinderat in zuvorkommender Weise bewilligt“ und das Geld für die Beschaffung des Recks wurde vom 1. Vorsitzenden zinslos zur Verfügung gestellt, der damalige Zinssatz lag bei 30%. Zur Rückzahlung wurde im Herbst 1925 ein Abturnen mit Turnern aus Oberstetten und Kleinengstingen durchgeführt und am 26. Dezember 1925 eine Weihnachtsfeier, bei der zwei Theaterstücke aufgeführt wurden. Der Erfolg war so überwältigend, dass die Aufführung zweimal wiederholt wurde.

Der erste Vereinsausflug fand dann im Jahr 1926 an den Bodensee statt. Zu Fuß ging es mit Mandolinen und Gitarren über Wimsen nach Zwiefaltendorf und von hier mit dem Zug nach Herbertingen, Zitat: „wo wir nachts 11 Uhr ankamen und nach längerem suchen ein Massenquartier angewiesen durch die Polizei in einer Notwohnung bezogen wo 16 Mann in 3 Betten in und neben den Betten untergebracht wurden“. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Friedrichshafen und mit dem Schiff nach Meersburg, wo das Schloss besichtigt wurde. Wieder zurück in Friedrichshafen wurde die Zeppelinwerft besucht, ehe es um vier Uhr über Weingarten und Aulendorf mit dem Zug wieder nach Zwiefaltendorf ging und weiter zu Fuß über Tigerfeld nach Ödenwaldstetten.

1930 starb der 1. Vorsitzende Georg Knoll an einer Blutvergiftung und der Verein gelangte mit 3 Mark in der Kasse und 3 Mitgliedern auf seinen Tiefpunkt. Am 5. April 1932 übernahm dann W. Rauscher die Führung des Vereins und am 16. April 1932 konnten drei Damen in den Verein aufgenommen werden. Am 25. September fand wieder ein Abturnen statt. Zu diesem Fest konnte der Verein erstmals eine Fahne präsentieren, welche ohne finanzielle Beteiligung des Vereins über Sachspenden finanziert werden konnte. Im Jahr 1933 wurde der Verein gleichgeschaltet und 1934 wurde das Vereinsvermögen an die Mitglieder zur Beschaffung einer SA-Uniform verteilt, womit die Einträge beim Turnverein Ödenwaldstetten enden.

Am 7. August 1931 wurde der Schützenverein Ödenwaldstetten mit 25 Mitgliedern gegründet. Erster Vorsitzender war Johannes Speidel. Vor Vereinsgründung wurde bei der Gemeinde beantragt, einen geeigneten Platz in der Forstkultur im Gewand „Felchle“ zur Anlage eines Schießstandes zu überlassen, was der Gemeinderat auch so genehmigte. Der Vereinsbeitrag wurde auf 15 Pfennig pro Monat festgelegt sowie Grabarbeiten am Schützenhaus wurden vom Vereinsvorstand von Tag zu Tag bestimmt. Am 9. März 1932 konnte bereits Richtfest gefeiert werden und am 7. August 1932, sprich ein Jahr nach Vereinsgründung, wurde die Schießanlage eingeweiht. Am 14. Juli 1935 fand ein Busausflug an den Titisee statt. Da Busfahren zur damaligen Zeit nicht üblich war, mussten sich viele der Mitreisenden nach kurzer Zeit übergeben. Der letzte Eintrag vor dem Krieg stammt vom 30. Oktober 1938.

Im Protokollbuch des Turnvereins geht es dann 1952 mit folgendem Eintrag weiter:

„ Als der Winter nochmals im März 1952 seine ganze Kraft anstrengte, dem Frühling im Weg zu stehen, kamen einigen Turnfreunden beim Schneeschippen die Gedanken, wieder einen Turnverein ins Leben zu rufen. Am 7. Juli 1952 wurde dann schließlich von 20 Männern der Turnverein Ödenwaldstetten wieder ins Leben gerufen und Eugen Schnizer durch Zuruf zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der Monatsbeitrag wurde auf 50 Pfennig festgesetzt und als Turnplatz durfte die Wiese hinter dem Stern kostenlos genutzt werden. Die seit 1934 in Obhut der Gemeinde befindlichen Turngeräte wurden geholt und in Stand gesetzt. Am Reck fehlten verschiedene Teile. Zitat: „Jedenfalls hatte in den 18 Jahren der Ruhe ein manches Stück das laufen gelernt und so nicht wieder zurück gefunden, sogar eines davon biß an eine Hundebehausung und hat sich dort festgetreten. Nun ging es los mit der Turnerei!“

Bei der ersten Generalversammlung am 16. Januar 1953 wurde dann die Angliederung einer Schützenabteilung beschlossen und aus dem Turnverein Ödenwaldstetten wurde der Turn- und Sportverein Ödenwaldstetten. Zum ersten Fasnetsball am 14. Februar 1953 erschien niemand in Kostüm und Maske, trotzdem war es ein gemütlicher und heiterer Abend. Das Schützenhaus wurde dem Verein von der Gemeinde wieder zugesprochen und das Holz für die Renovierung kostenlos zur Verfügung gestellt. Am 13. und 14. Juni 1953 fand dann das erste Schützenfest nach dem Krieg, welches auch das erste im Kreis Münsingen war, im Bierzelt der Brauerei Speidel statt. Am 12. Juli 1953 nahmen erstmals 8 Mann am Gauturnfest in Gammertingen teil und zwar im Geräteturnen und in der Leichtathletik. In diesem Jahr wurde auch die neue Vereinsfahne bestellt. Als Symbol der Heimat wurde das Roßhäuptle mit Kreuz als Motiv gewählt. Warum überhaupt Roßhäuptle?

Laut Kreisarchivarin Betz-Wischnath besteht das Wort Roßhäuptle aus zwei Bestandteilen, dem Grundwort „Häuptle“ und dem Bestimmungswort „Ross“. Berggipfel oder größere Erhebungen wurden früher vielfach als Haupt, Kopf oder ähnlich bezeichnet – ausgehend von der menschlichen Gestalt. Häuptle als Diminutiv von Haupt bedeutet einfach so viel wie „kleiner Berg“. Das Roßhäuptle mit 823 Metern ist neben dem Hochberg mit 830 Metern gegenüber zwar die zweithöchste Erhebung auf der Gemarkung aber eben nur rund 80 Meter über dem Niveau der Markungsfläche weshalb das Roßhäuptle vermutlich nur ein „Häuptle“ ist. Das Bestimmungswort „Ross“ weist darauf hin, dass in Ödenwaldstetten die Pferdehaltung eine große Rolle spielte und es möglicherweise am Roßhäuptle eine Weide für Pferde gab. Das Kreuz ist vermutlich als Gipfelkreuz anzusehen.

Aus Erzählungen älterer Ödenwaldstetter Mitbürger ist zu erfahren, dass auf dem Roßhäuptle schon seit deren Erinnerung ein Kreuz stand, was wohl 1953/54 nicht der Fall war, da in der Generalversammlung des TSV vom 13. Januar 1954 auch das Roßhäuptle ohne Kreuz unter dem Punkt Verschiedenes zur Sprache kam. Nach hitziger Diskussion verständigte man sich darauf, dass der TSV ein neues Kreuz auf dem Roßhäuptle stellt und die Gemeinde eine Eiche zur Verfügung stellen soll. Zitat: „Am 17.4.54 wurde das Kreuz auf dem Rosshäuptle vom TSV erstellt. Es war Ostersamstag und ein stürmischer Tag, aber der Humor der Beteiligten war unverwüstlich. Es sind dies: Robert Rauscher, Heinz Weihrauch, Wilhelm Friedrich Rauscher, Alfred Rauscher I., Hermann Kober, Fritz Kober, Herbert Wagner, Hermann Geckeler, Hans Rauscher, Siegfried Sturm, Albert Rein, Albert Rauscher und Jos. Braun.Es war keiner zuviel.“

Am 19. Juni 1954 fand ein Heimatfest mit über 1.000 Gästen statt. Über 300 ehemalige Ödenwaldstetter kamen aus der ganzen Bundesrepublik in ihre Heimat zurück. Am Sonntag, 20. Juni 1954, folgte dann das Bezirksturnfest mit Fahnenweihe, bei welchem der Festzug vom Dorf aus auf den Festplatz im Felchle zog, wo dann die Vereinsfahne geweiht wurde.

In den folgenden Jahren wurde die Himmelfahrtswanderung zum festen Bestandteil im Jahreskalender und es wurde geturnt, geschossen und Leichtathletik ausgeübt.

Am 24. Juni 1967 wird dann eine Fußballabteilung gegründet und eine Mannschaft in der C-Klasse gemeldet. Da das Schützenhaus wegen Sicherheitsmängeln geschlossen werden musste, war 1971 nur noch die Fußballabteilung aktiv. Mit dem Abbruch von Häusern füllte der TSV neben der Vereinskasse auch das Schreientäle auf, wo ein neuer Sportplatz gebaut werden sollte und in der Generalversammlung vom 07. Februar 1973 wurde beschlossen, dass der Verein ein Vereinsheim mit Luftgewehrschießbahn bauen wird.

Zum 50-jährigen Vereinsjubiläum fand dann vom 8. bis 10. Juni 1974 ein Pokalturnier samt Jubiläumsfeier statt und im August 1975 wurde der neue Sportplatz im Schreientäle eingeweiht, wodurch sich der Verein verschuldet hat. Auf Initiative von Werner Speidel wurde an Himmelfahrt 1975 das erste Bockbierfest veranstaltet, was ein voller Erfolg war und für den Verein in den kommenden Jahrzehnten das finanzielle Standbein bildet.

Der Bau des Sportheimes zieht sich auf Grund mangelnder Bereitschaft der Mitglieder zur Mithilfe über Jahre hin und der 1. Vorsitzende stellt am 4. Februar 1977 sein Amt aus diesem Grund zur Verfügung. Da das Wahrzeichen des TSV, das Kreuz auf dem Roßhäuptle mittlerweile morsch war, wurde dort am 17. Juli 1977 wieder ein neues Kreuz aufgestellt.

Nach langer Bauzeit und vielen Problemen wurde am 29./30. Juli 1978 endlich das neue Sportheim eingeweiht. Die Fußballer hatten nun Kabinen mit Duschen und die Schützen wieder eine Luftgewehrschießbahn. Für die kleinen Vereinsmitglieder wurde seitens der Gemeinde 1979 ein Kinderspielplatz am Sportheim errichtet. Am 29.12.1979 fand die erste Jahresfeier im Sportheim statt, welche bis heute fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders ist.

Am 27./28. Juli 1987 feierte der Verein das 20-jährige Bestehen der Fußballabteilung mit dem Aach-Alb-Pokalturnier. 1989 wurde erstmals wieder ein 2-tägiger Vereinsausflug an die Mosel durchgeführt an dem 81 Mitglieder teilnahmen. Die Fußballer wurden 1990 erstmals Meister in der Kreisliga B und 1991 wurde das alte Schützenhaus im „Felchle“ generalsaniert und die Generalversammlung stimmte am 5. März 1993 dem Bau einer unterirdischen KK-Schießbahn zu. Parallel zum Bau der Schießanlage wurde 1994 ein Trainingsplatz für die Fußballer unterhalb des Hauptspielfeldes gebaut. Das Jahr 1998 war ein Erfolgsjahr für den Verein. Zum Einen konnte die unterirdische KK-Bahn eingeweiht werden und zum Anderen stiegen die Fußballer des TSV zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte als Meister in die Kreisliga A auf. Die Schießbahn war das mit Abstand größte Bauprojekt in der Vereinsgeschichte und schlug mit 359.000 DM zu Buche. Rechnet man noch die Eigenleistungen mit 6275 Stunden hinzu, die zu 75 % von Mitgliedern der Schützenabteilung geleistet wurden, ergibt sich ein Anschaffungswert von 537.000 DM.

Im Jahr 1999 feierte der TSV dann sein 75-jähriges Vereinsjubiläum mit einem Jubiläumswochenende samt Festabend und Aach-Alb-Pokalturnier.

Da das Sportheim in die Jahre gekommen ist wurden 2001 die Fenster samt Westfassade erneuert und im Jahr 2002 die Heizungsanlage samt Warmwasserboiler. Am Trainingsplatz musste ein Ballfangzaun installiert und im Jahr 2006 die Flutlichtanlage erweitert werden.

Durch rückläufige Spielerzahlen im Bereich der aktiven Fußballer musste zur Saison 2010/2011 mit dem TSV Oberstetten auch im Aktivenbereich bei den Fußballern eine Spielgemeinschaft gegründet werden, was im Jugendbereich schon seit Jahrzehnten praktiziert wird.

Im Jahr 2014 feierte der Verein sein 90-jähriges Bestehen und parallel dazu das 60-jährige Jubiläum des Roßhäuptles als Wahrzeichen des TSV. Es wurde eine neues Kreuz durch die Vereinsmitglieder Erwin Epple, Manfred Geckeler, Dieter Gekeler, Eberhard Hess, Wolfgang Rauscher und Erich Rebstock gebaut. Am 6. September 2014 wurde das Jubiläum auf dem Roßhäuptle gefeiertund das neue Kreuz aufgestellt.

t>